Das Kloster Marienrode: Monasterium Novalis sanctæ Mariæ.

Das Kloster Marienrode bei Hildesheim wurde am 22. Mai 1125 durch den Hildesheimer Bischof Berthold I. von Alvensleben in der damaligen Siedlung Baccenrode (lat.: Novale Bacconis) gegründet. „Novale“ bedeutet zu bebauendes oder bereits bebautes Ackerland, etwa Neubruch, der erste Siedler könnte demnach Bacco geheißen haben. Es bestand bis 1259 zunächst als Augustiner-, später als Tochterkloster von Kloster Riddagshausen aus der Filiation der Primarabtei Morimond als Zisterzienser-Kloster. Die Zisterzienser gaben dem Ort den heute noch gebräuchlichen Namen Marienrode, nachdem Bischof Johann I. von Brakel im Jahre 1259 die Mönche und Nonnen des Klosters Backenroth wegen sittlichen Verfalls vertrieben hatte. Die Zisterzienser gaben dem Kloster den neuen Namen:Monasterium Novalis sanctæ Mariæ.
Quelle

Die Geschichte des Ortes Diekholzen ist eng verknüpft mit der Geschichte des Klosters Marienrode.

 

So wird bereits 1125, in einer Schenkungsurkunde, als das Chorherrenstift der Augustiner von Bischof Berthold gegründet worden ist, in Nova Baccenrode, bereits von einem Holthusen gesprochen.

5 Hufen Land, eine Mühle und der Zehnte waren an das Kloster übertragen worden.

 

Aus den geschichtlichen Überlieferungen wissen wir aber, das es bereits vor diesem Ereigniss das Dorf, oder eine Ansiedlung aus germanischer Zeit in dieser Region gegeben haben muß.

 

1125 aber fällt Diekholzen unter die Herrschaft der Augustiner, und die Dorfbewohner mussten ihre Abgabe und Dienste an die Augustiner abliefern, als da waren:

 

    • Im Jahresdurchschnitt mussten sie 1-2 Tage in der Woche auf den Feldern des Stiftes arbeiten oder andere Dienste verrichten, etwa beim Bierbrauen helfen,Holz abfahren, oder Botengänge erledigen.
    • Außerdem waren sie dazu verpflichtet, von ihrer eigenen Ernte den zwischen Michaelis(29.9) und Martini(11.11.) fälligen Grundzins abzuführen.
    • Die Abgaben an den Grundherren machten insgesamt mindestens ein Drittel der bäuerlichen Erträge aus.
    • Ferner stand dem Stift der Zehnte von der Feldfrucht sowie der meist in Form von Hühnern und Gänsen eingeforderte Fleischzehnte zu.

 

Die gerichts- und schutzherrlichen Rechte über den zu Backenrode gehörenden Besitz in Diekholzen lagen beim Hildesheimer Bischof, der sie aber nicht direkt wahrnahm, sondern einen seiner Gefolgsleute als Vogt einsetzte.

Ob sich die Vogtei im 12. und 13.Jahrhundert auf die gesamte Bevölkerung Diekholzens erstreckte, oder nur über die zum Stift gehörenden Pflichtigen, läßt sich aus den Urkunden nicht erschließen.

 

Doch es ist davon auszugehen das die Augustiner schon seit 1125 eine beherrschende Stellung im Dorf einnahmen.

 

In der ersten Hälfte des 13.Jahrhundert kam es bei den Augustinern zu einem moralischen und wirtsachaftlichichen Verfall und die geistige Disziplin der Ordensmönche ließ in zunehmenden Maße zu wünschen übrig.

 

Berichtet wird über einen "Skandal", das die Augustiner Mönche rege Beziehungen zu den in unmittelbarer Nähe angesiedelten Nonnen des Klosters zu  pflegen schienen, weit über die monastischen Regeln und Disziplin hinaus.

 

So das sich der neu gewählte Bischof Johann gezwungen sah einzugreifen und die Chorherren mussten das Feld räumen. 

 

Der Bischof siedelte darauf hin Zisterzienser in Backenrode an, die dann das Kloster unter ihre Schutzpatronin des Ordens, der hl. Mutter und Jungfrau Maria stellten und ihm den Namen Marienrode gaben.

 

Die arbeitsamen und anspruchslosen Zisterzienser, die wegen ihrer aus grober Schafwolle hergestellten Kutten auch "Graue Mönche" genannt wurden, legten wErt darauf, ihren Unterhalt möglichst nicht aus den Abgaben ihrer Pflichtigen zu bestreiten.

Sie bemühten sich deshalb darum, den Umfang des von ihren Konversen(Laienbrüdern)bewirtschaftete Eigenbetriebes ständig zu erweitern.

 

Der "Marienroder Sack", der Stadthof der Zisterzienser in Hildesheim

Das Zisterzienserkloster Marienrode wurde 1259 vom Bischof Johann I mit Stiftungsurkunde dem Zisterzienserorden übertragen, nachdem die bis dahin dort lebenden Augustiner Chorherren in Verruf geraten waren, und durch Mißwirtschaft das Kloster an den Rand des Ruins geführt hatten.

 

Die Zisterzienser, Mutterkloster und Namensgeber der Zisterzienser ist das 1098 von dem Benediktiner Robert von Molesme († 1111) und zwanzig weiteren Mönchen der Abtei Molesme gegründete Kloster Cîteaux (lat. Cistercium, dt. Zisterze). Abweichend werden Zisterzienser aber auch nach dem hl. Bernhard von Clairvaux Bernhardiner bzw. Bernhardinerinnen genannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zisterzienser

 

Die Zisterzienser breiteten sich im 12. und 13. Jahrhundert nahezu explosionsartig über ganz Europa aus. 

Durch die strikte und konsequente Umsetzung der Regula Benedicti und deren Kernaussage "ora et labora" -bete und arbeite, bekamen die Zisterzienser sehr viel Zulauf aus den adligen Familien des damaligen Europa. 

Zudem stellten sie die damalige Ständeordnung und Gesellschaftsnormen der Kirche, des Klerus auf den Kopf, indem sie auf Abgaben und Pfründe durch die Hörigen und Leibeigenen der Klöster verzichteten und die Arbeit mit eigenen Händen vollrichteten. Das war ein Politikum der damaligen Zeit, auch so erfreuten sich die Zisterzienser vieler Schenkungen und Stiftungen, und der großen Beliebtheit im Volk.

 

Es bestand bis 1259 zunächst als Augustiner-, später als Tochterkloster von Kloster Riddagshausen aus der Filiation der Primarabtei Morimond als Zisterzienser-Kloster. Die Zisterzienser gaben dem Ort den heute noch gebräuchlichen Namen Marienrode, nachdem Bischof Johann I. von Brakel im Jahre 1259 die Mönche und Nonnen des Klosters Backenroth wegen sittlichen Verfalls vertrieben hatte.
Die Zisterzienser gaben dem Kloster den neuen Namen: Monasterium Novalis sanctæ Mariæ.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Marienrode

 

In Marienrode, bauten die Zisterzienser das verfallene Kloster wieder auf, errichteten eine Klosterkirche, ganz im nüchternen Stil der typischen Zisterzienser Architektur, geradlinig, schmucklos und aus hellem Sandstein.

 

[b]Der Stadthof der Zisterzienser im "Marienroder Sack" in Hildesheim:[/b]

Die Schuhstrasse hatte im 13. Jahrhundert noch ein ganz anderes Aussehen als wie wir sie heute kennen!

[attachment=0]008-alte-schuhstrasse-1930ca.jpg[/attachment]

eine schmale Strasse, die durch die Auskragungen der einzelnen Geschosse und der angebauten Erker, der links und rechts stehenden Häuser, nach oben hin, nur einen sehr schmalen Durchlass boten, der auch immer wieder durch die Baupolizei kontrolliert wurde, damit die Kaufmannswagen hindurch passten.

In Laufrichtung zum heutigen Hindenburgplatz bildete die damalige Schuhstrasse eine Sackgasse, welche eben im "Marienroder Sack" endete.

 

 

Inschriften-online-Hildesheim:

Beschreibung

Haus.1) Marienroder Klosterhof. Fachwerk. Die Inschrift befand sich an einem zweigeschossigen traufenständigen Haus im Inneren des Hofes auf dem Schwellbalken des ersten Obergeschosses. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Inschrift nach Koch.

 

Cum sol quingentos et mille revolverat orbes

Et quinquagesiesa) protulit ecce caput

Jodocus fecit quob) condere dominus abbas

Attate comis compatiens miseris

Übersetzung:

Als die Sonne fünfhundert und tausend Umläufe vollendet hatte und gerade wieder zum fünfzigsten Mal den Kopf vorstreckte, veranlaßte Herr Abt Jodokus [dies] zu gründen, ein wahrhaft gütiger und der Armen sich erbarmender Mann.

Versmaß: Zwei elegische Distichen, das zweite im Hexameter prosodisch fehlerhaft.

 

Kommentar:

Der in der Inschrift Jodocus genannte Abt ist mit Jobst Henne zu identifizieren, der dem Kloster in den Jahren 1516 bis 1558 vorstand.2) Er wohnte während seiner Amtszeit häufig im städtischen Hof des Klosters und starb dort im Jahr 1558. Die im letzten Vers angesprochene Armenfürsorge, deren Erwähnung den textlichen Rahmen einer bloßen Bauinschrift verläßt, erlaubt die Vermutung, daß dieses Haus der im Rahmen der Klosterregel vorgesehenen Armenpflege gedient hat. Ein Spital im engeren Sinn unterhielten die Zisterzienser in ihrem Klosterhof entgegen der Darstellung Zellers3) aber wohl nicht. Eine curia ... in Sacco sita ist als Klostereigentum bereits im Jahr 1308 genannt.4)

Textkritischer Apparat

quinquagesies] quinquagenus Koch.

quo] Wohl in quod oder hoc zu emendieren.

Anmerkungen

 

Beschreibung nach Otto Koch: Zur Geschichte und Baugeschichte des alten Marienroder Klosterhofes. In: Alt-Hildesheim 18 (1939), S. 39–43, hier S. 40.

Vgl. Die Männer- und Frauenklöster der Zisterzienser in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg, bearbeitet von Ulrich Faust (OSB). München 1994 (Germania Benedictina XII), S. 430.

Zeller in Kd. Hildesheim, Bürgerliche Bauten, S. 102f. Die Bezeichnung des Marienroder Klosterhofes als Hospital beruht wahrscheinlich auf einer Verwechslung mit dem als städtisches Hospital dienenden benachbarten „Resenhaus“, vgl. Koch (wie Anm. 1), S. 41.

Wie Anm. 2, S. 395.

Nachweise

Otto Koch: Zur Geschichte und Baugeschichte des alten Marienroder Klosterhofes. In: Alt-Hildesheim 18 (1939), S. 40.Slg. Rieckenberg, S. 794.

Zitierhinweis:

DI 58, Stadt Hildesheim, Nr. 363† (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, 

 

http://www.inschriften.net/hildesheim/inschrift/nr/di058-0363.html#content

Bildquelle: https://www.hildesheimer-geschichte.de/das-t%C3%A4gliche-leben/hospit%C3%A4ler-und-spit%C3%A4ler/

 

Der Stadthof der Zisterzienser ist auch für die Stadt-Gemeinschaft(Rat+Gilden) als solches von großem Interesse, weil die Zisterzienser, als wirtschaftlich effizient arbeitender Orden, die Überschüsse aus der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft dort zu günstigeren Preisen verkauften, als marktüblich. Dort konnten sich dann die ärmeren Schichten im städtischen sozialen Gefüge sehr kostengünstig eindecken, mit Lebensmitteln(=soziale Tafel im 13.Jahrhundert!)

Das ärgerte insbesondere die Getreidehändler und Krämer, die sich mit dem Verkauf dieser Waren, zu regulären Marktpreisen beschäftigten und den Rat der Stadt. 

Doch der Rat hatte hier keine direkte Handhabe, da ja die Stadthöfe der Zisterzienser dem Bischof unterstanden und auch unter die kirchliche Hoheit fielen, also dem Kirchenrecht und der Domfreiheit unterstanden.

Auch Steuerrechtlich flossen die Steuern aus dem Verkauf der Produkte in die Kasse des Bischof und nicht in die Ratskasse.

So waren die Stadthöfe sehr beliebt bei den ärmeren Bürgern der Stadt, aber sehr unbeliebt beim Rat und alteingesessenen Kaufmannschaft und dem Patriziat.

 

Der Konflikt zwischen dem Rat der Stadt und dem Zisterzienser Orden, sollte sich im 15. Jahrhundert noch weiter zuspitzen, als das die Ratsherren, nachdem Teile des Rathauses eingestürzt waren, aufgrund von baulichen Mängeln und Verfall, sich der gerade im Kloster lagernden neu behauenen Steine angenommen haben, die eigentlich für die Erweiterung der Klosterkirche bestimmt gewesen sind, in einer Nacht und Nebel Aktion, mit Fuhrwerken haben nach Hildesheim schaffen lassen, um sie für den Neubau der betroffenen Stellen am Rathaus zu verwenden.